Wer sind wir

Um ehrlich zu sein, noch sind wir ICH, aber meine Hoffnung ist groß, dass sich langsam aber sicher, noch andere Menschen dazugesellen werden und deshalb schreibe ich vom WIR.

Wie kam ich auf die Idee eine solche Plattform zu entwickeln?

Seit 15 Jahren schon bin ich Mutter eines aufgeweckten, an vielem interessieren, neugierigen Jungen.

Dann kam die Schule und damit die Probleme. Plötzlich sagte da jemand meinem Sohn für was er sich gerade zu interessieren hat. Der Tag wurde in Schulstunden und Pausen aufgeteilt, er musste früh aufstehen und dann gab es nachmittags auch noch Hausaufgaben. Später kamen dann noch die Noten, die einem sagten, ob man sehr gut, gut, befriedigend, ausreichend oder ungenügend gelernt hat. Sie sagten einem auch ob man selber gut, befriedigend oder ungenügend war.

Ab der 6. Klasse wurde mein Sohn dann immer häufiger krank, bekam Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Er kämpfte verbissen um jede freie Minute Zeit, die ihm alleine gehörte. Zeit über die er selber verfügen konnte.

Es kam die Zeit der Gespräche mit Lehrern, mit Schulleitern, mit Therapeuten. Einige Lehrer sagten, ich solle dafür sorgen, dass mein Kind funktioniere, andere wiederum waren sehr verständnisvoll, engagiert und toll.

Den Druck einer allgemeinen Schulpflicht bis 18, der auf mir und meinem Sohn lastete und lastet, konnten und können sie aber natürlich auch nicht lindern. Sie stecken mittendrin in diesem System, was sie selber ernährt und von dem sie existentiell abhängig sind. Kinderpsychiater wollten meinem Sohn Ritalin verschreiben.Therapeuten gaben sich sie Klinke in die Hand.

Mein Sohn ging dann so gut wie gar nicht mehr in die Schule. Die Kopfschmerzen und die Schlafstörungen waren chronisch. Null bock auf nichts.  Seine intrinsische Motivation war fast gänzlich erloschen.

Und dann zog sich mir der Vorhang vor den Augen weg und ich konnte endlich alles sehen.

 Mir wurde klar, dass ich meinen Sohn nicht weiter zur Schule drängen wollte und konnte, da mein Sohn sich klar und entschieden gegen die Schule aussprach und deutlich machte, dass es die Schule sei, die ihn krank mache. Ausserdem hätte ich ihn nur noch mit Gewalt jeglicher Art dazu bringen können und das kam für mich nicht in Frage.

Anfang der neunten Klasse schrieb ich keine Entschuldigungen mehr und reichte auch keine Krankmeldung mehr ein und mein Sohn erklärte seine Entscheidung sich ab sofort selber bilden zu wollen in einem Brief an die Schulbehörde und die Schule.

In intensiven Gesprächen mit der Schule, Hilfseinrichtungen und dem Jugendamt haben wir nach langem Ringen eine für meinen Sohn tragbare nicht schulische Lösung durch Coaches gefunden, bei der er seine Abschlüsse machen kann und trotzdem die Schulpflicht erfüllt.

Nichts desto trotz bekam mein Sohn ein Bußgeld und ich ich eine Anklage wegen Fürsorge- und Schulpflichtverletzung. Das Bußgeld haben wir gezahlt. Wie es mit der Anklage weitergeht ist noch ungewiss.

Inzwischen bin ich ganz klar für eine komplette Entschulung der Gesellschaft,  für die generelle Abschaffung der Schulpflicht und für ein garantiertes Grundrecht auf freie Bildung. Sollte es zu einer Verhandlung kommen, werde ich mich in diesem Sinne stark machen.

Was aber noch möglich ist, ist offensiv Alternativen zum jetzigen Schulsystem aufzubauen.

Mit der freien, selbstorganisierten Bildungsbörse möchte ich eine Plattform schaffen, Menschen zu verbinden, die autodidaktisch gemeinsame Interessen und Fragen  verfolgen. Ich wünsche mir, dass sich darüber „Lehrer“ und „Schüler“, „Neugierige“, „Suchende“, „Erfahrene“ , Junge“ und “Alte“ auf Augenhöhe als Lernpartner begegnen und sich gemeinsam Wissen erarbeiten können.

Ich wünsche mir, dass Bildung abgekoppelt wird von der „Erziehung der Menschen“ zu einem funktionierenden Rädchen im Getriebe der Wachstumsgesellschaft.

Tanja (AUTODIDAKTIKA)